Donnerstag, 25. Februar 2016

Hansjörg Kurmies


Zur Person

Ich fotografiere seit 1999 digital; mein Einstieg war eine Olympus Camedia C-960 Zoom mit 1,3 Megapixeln, 3fach-Zoom und einem heute ausgestorbenen Speicherkartenformat mit maximal 32 MByte Speicherkapazität. Vorher bzw. parallel dazu fotografierte ich mit einer analogen Einsteiger-Spiegelreflexkamera (Nikon F-402s) - ganz ohne Pixel, aber dafür mit Film…
Mit der Zeit wuchsen sowohl die Auflösungen als auch die Raffinessen der digitalen Kameras, dennoch habe ich eher 'geknipst' als fotografiert - Urlaube, Familie, Ausflüge -; also hauptsächlich Erinnerungsfotos. Das mache ich auch heute noch, aber bewusster, gestalterischer. Und heute fotografiere ich Motive, die ich früher nicht einmal gesehen hätte ('Fotografieren heißt sehen lernen', Andreas Feininger).
Zum Lichtblick! kam ich 2010 nach der ersten Ausstellung. Kurz vorher hatte ich eine der damals neuen spiegellosen Systemkameras gekauft, mit der ich für mich bis dahin unvorstellbare Möglichkeiten der Bildgestaltung und -bearbeitung gewann, die erst einmal beherrscht sein wollten. Natürlich gibt es Handbücher und Fotoliteratur, aber besser und schneller lernt man 'im freien Feld' und in der Gruppe. Also habe ich mich Lichtblick! angeschlossen und eine offene, hilfsbereite, unternehmungslustige Gemeinschaft von Fotointeressierten kennengelernt, in der ich seitdem viel gelernt und erlebt habe.


Rush Hour

Thema: Lichter der Stadt

Das Bild ist vor etwas mehr als einem Jahr hier in Stuttgart entstanden, wie man unschwer an der gelben Stadtbahn sieht. Auch die Location dürfte der einen oder dem anderen bekannt vorkommen: es ist die Fußgängerbrücke über die Heilbronner Straße auf Höhe der Haltestelle Löwentorbrücke.
Es ist neunzehn Uhr. Die Menschen fahren von der Arbeit oder vom Einkaufen aus der Stadt; erste Nachtschwärmer sind bereits in der Gegenrichtung unterwegs. Die meisten Bürofenster sind schon dunkel. Die Szenerie hingegen ist von den Scheinwerfern der Blechlawine, den Straßenlampen und den Stadtbahnen (und den Kränen im Hintergrund auf der Baustelle am Mailänder Platz) hell erleuchtet. Durch die lange Belichtungszeit von 3,2 Sekunden werden die Autoscheinwerfer und die anfahrende bzw. abbremsende Stadtbahn verwischt, was zusätzliche Dynamik ins Bild bringt. Da die Brücke schwingt, habe ich das Stativ am Rand der Brücke aufgestellt, was den Nebeneffekt hat, dass die Straße diagonal durch das Bild führt.


Grenzenlos

Thema: grenzenlos


Beim Blick auf's offene Meer überkommt einen leicht die Sehnsucht – nach fernen Ländern, nach dem Unbekannten… An jenem diesigen Tag, an dem dieses Foto entstand, war zudem die Farbe des Himmels der des Wassers sehr ähnlich, so dass man schon genau hinsehen musste, wo der Übergang ist. Da spielte es dann keine Rolle, dass man bei guter Sicht das andere Ufer gut hätte sehen können – die 'grenzenlose Weite' wurde am 'Schwäbischen Meer' aufgenommen.



Altes Brot ist nicht hart

Thema: Essen und Trinken


'Food photography' einmal anders: Nicht opulent, nicht raffiniert angerichtet – sondern eher das Gegenteil. Nahrungsaufnahme als Grundbedürfnis des Menschen, dargestellt durch karges 'Wasser und Brot'. Dabei war die Beleuchtung eine Herausforderung: sie sollte natürlichem Licht möglichst nahe kommen, das Motiv dabei nicht überstrahlen und keine unerwünschten Spiegelungen im Glas hervorrufen. 'Gemeistert' wurde diese Herausforderung – nach vielen Versuchen – mit einer Tageslicht-Lampe, einem Lichtformer, einer Styroporplatte als Reflektor und Hartschaumplatten, um Spiegelungen zu verhindern.


Es war einmal... (Memories)

Thema: losgelöst


Losgelöst… ist auch der Putz, den man hier durch das Treppengeländer von der Wand bröckeln sieht; aber die Intention hinter dem Foto war eine andere: Das Haus hat seine besten Tage deutlich sichtbar hinter sich, ist 'aus seiner Zeit gelöst'; aber man macht sich unwillkürlich Gedanken darüber, wer hier einmal wie gelebt hat, und stellt sich vor, wie z.B. Kinder die Treppe herunterkommen. Das Haus erzählt Geschichten, während es verfällt…


Pausenzone

Thema: (SchubsMich)


Bei 'Schubs mich' wird einem vom Partner (Gegner?) eine fotografische Aufgabe gestellt, nachdem dieser das eigene Portfolio gesichtet hat. Ziel ist, dass man an der gestellten Aufgabe wächst. Bei mir wurde offenbar ein Defizit an Personen- und Streetfotografie festgestellt (was durchaus stimmt), und so bekam ich die Aufgabe 'Nimm Deinen Fotoapparat, geh' in die Stadt und mach' ein Foto. Ein Schuss, keine Vorbereitung, nix Gestelltes'.
Ich kam mit vier Bildern nach Hause, die für mich der gestellten Aufgabe entsprachen, und habe mich letztendlich für dieses entschieden. Auch wenn ringsum Trubel herrscht und 'das Leben tobt', strahlt diese Szene eine gewisse Ruhe aus. Ich habe überlegt, ob das Bild in Schwarz-Weiß besser wirkt, aber zum einen strahlt die vorherrschende Farbe – gelb – eine Wärme aus, die den ruhigen Charakter des Bildes noch betont, und zum anderen gehen bei einer Schwarzweiß-Umwandlung Details im Inneren des Ladens verloren.

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