Donnerstag, 25. Februar 2016

Alen Stanojevic


Über mich

Photographie ist eine Leidenschaft, die mich schon seit vielen Jahren begleitet und prägt. Bei meinem ersten Photo habe ich nicht einmal im Ansatz geahnt, was sich daraus entwickeln würde. Auch als ich vor 8 Jahren Lichtblick! in's Leben gerufen habe, hatte ich nicht die geringste Vorstellung davon, daß sich daraus im Wortsinn ein Lichtblick im Alltag entwickeln würde - über Jahre hinweg inspirierend und lebendig. Nun feiern wir unsere mittlerweile dritte Ausstellung als Ergebnis wunderbaren Teamworks mit vielen Helfern und unzähligen Details.
Neben Lichtblick! photographiere ich auf Hochzeiten und mache viele Portraits. Ab und an verkaufe ich Photos an Verlage oder Bilderplattformen. Meine Bilder sind sehr oft schwarz-weiß, gerne auch mal analog-körnig. Blümchen sind schön, aber es ist der menschliche Faktor, der mich in Photos fasziniert.
Besonders wichtig ist mir ein Projekt, an dem ich schon seit Jahren arbeite und das ich ursprünglich einmal “100 Fremde“ genannt habe. Dabei spreche ich Leute auf der Straße an und bitte sie um ein Photo. Daraus entwickeln sich mal kurze und mal lange Gespräche. Wer Interesse hat, kann sich auf meiner Website www.100fremde.de die daraus entstandenen Portraits und Zitate ansehen.


Einsam

Thema: Herbst


Da das Thema mitten im Herbst gestellt wurde, war es geradezu lächerlich einfach, mit etwas passendem im Lichtblick!-Termin aufzutauchen. Ich hatte ursprünglich an den Herbst des Lebens gedacht und ein junges Paar photographiert, das vor herbstlicher Kulisse und vielen Blättern auf dem Boden einen Swing tanzt.
Aber dann war da dieser Abend in Düsseldorf, als der Nebel langsam aus dem Rhein kroch und immer stärker wurde. Mika Geißler und ich beschlossen, den Besuch einer Alt-Stube mit einem Photo-Spaziergang zu verbinden. Ich habe nicht verstanden, weshalb er die Kamera nicht mitnahm, aber im Grunde war das ein Gewinn für mich - schließlich hatte ich so ein Model, das nicht murrte, mir vor herbstlicher Kulisse den einsamen Wolf zu geben. 
Dieses Bild ist auf der Rheinbrücke entstanden. Das Licht unten rechts stammt von einer kleineren Straße, die noch vor dem Rhein unter der Brücke hindurchführt. So kommt eine weitere Ebene ins Bild. 



Lust

Thema: grenzenlos


Das Wort "grenzenlos" habe ich mit Gefühlen assoziiert - grenzenlose Wut, grenzenlose Trauer, grenzenloser Haß. Ich habe mich entschieden, es in einen etwas positiveren Kontext zu stellen und grenzenlose Lust ausgewählt - als etwas, das nicht nur als Gefühl "grenzenlos" im Sinne von "unbeschreiblich stark" ist, sondern auch als etwas, das die Grenze des eigenen Körpers aufhebt.


Surreal

Thema: surreal


Manchmal besteht Lichtblick! nur daraus, zwischen den Terminen Photos zu machen und dann eher zufällig irgendwann zu merken, dass man ein passendes Bild auf der Speicherkarte hat. Was völlig in Ordnung ist, das macht das Photo ja schließlich kein bisschen schlechter.
Dieses Bild ist im Urlaub entstanden, und ich hätte es ohne das Lichtblick!-Thema ganz genauso aufgenommen. Trotzdem wusste ich schon bei der Aufnahme, daß das ein möglicher Kandidat zum Thema war.
Surreal, das heißt traumhaft-unwirklich. Und so fühlte sich das ein wenig an am nächtlichen Strand Korsikas.

Manche Photographen lieben ihre Stative. Sie geben viele hundert Euro für ein einziges Stativ aus. Der Aufbau und die Einstellung hat für diese Leute etwas kontemplativ-meditatives. Im Grunde ist es eine westliche Form des Zen-Buddhismus.
Ich kann Stative nicht ausstehen. Die Verwendung eines solchen Gestells passt exakt Null zu meiner Art zu photographieren. Auch dieses Photo ist trotz nächtlicher Dunkelheit aus der Hand photographiert. Ein ruhiges Händchen, bewusste Atmung und ein lichtstarkes Objektiv machen es möglich. Vor allem aber die Bildstabilisierung moderner spiegelloser Kameras...
In der digitalen Dunkelkammer habe ich einen alten analogen Effekt simuliert (Crossentwicklung), der sorgt unter anderem für die Farben.



Kopfkino

Thema: Kopfkino


Kopfkino - ein sehr passendes Thema, schließlich ist es primäre Aufgabe eines Photos, beim Betrachter ein Kopfkino auszulösen. Ich ging in die Apotheke und verlangte nach Heroinspritzen. Bei der Apothekerin begann das Kopfkino, aber ich unterbrach den Film, indem ich etwas von einem Photoprojekt murmelte.
Zu Hause etwas Zucker und Mehl auf einen Löffel getan, Wasser dazu gegeben, die Spritze etwas aufgezogen und in Szene gesetzt, das ganze mit hartem Licht in einem dunklen Raum ausgeleuchtet. In der Nachbearbeitung in schwarz-weiß mit harten Kontrasten konvertiert und eine Körnung drübergelegt - fertig war das Bild.

Beim Konsum harter Drogen geht es ja zumindest teilweise darum, ein Kopfkino zu stimulieren, das besser als die Wirklichkeit ist. Umgekehrt habe ich ein bekanntes und vielfach vorbelegtes Detail (Spritze in Löffel) gewählt, um beim Betrachter das Kopfkino zu Drogenkonsum mit allem, was man damit assoziiert, in Gang zu setzen.
"Pars pro toto", so wird es genannt, wenn in der Sprache ein Teil für das Ganze steht. Kunst und insbesondere Photographie macht im Grunde ständig genau das: Einen Teil so darstellen, daß er für viel mehr steht, daß er Anlass für eigene Gedanken und Gefühle gibt. Die berühmtesten Photographien werden zu Ikonen, finden sich auf Postern ebenso wie auf T-Shirts und vielen anderen Dingen - und gehen in ihrer Bedeutung weit über ihren eigentlichen Bildgegenstand hinaus.



Lichter der Stadt

Thema: Lichter der Stadt


Ich bin abends zum Berliner Platz in Stuttgart gefahren, an dem U-Bahnen und Autos queren. An einer geeigneten Stelle habe ich mich breitbeinig positioniert und eine längere Belichtungszeit an der Kamera eingestellt. Im passenden Moment habe ich dann die Arme dicht an den Körper genommen, die Luft angehalten und versucht, während der Belichtung mit einer sanften Drehung des Körpers der vorbeifahrenden U-Bahn und den Menschen zu folgen. Dadurch sollten einige Elemente halbwegs scharf sein, alle anderen von dem Wischer aber unscharf.
Alle Lichter sind verwischt - Straßenbeleuchtung, Autoscheinwerfer, Ampeln. Nur die Konturen der U-Bahn sind einigermaßen erkennbar.

Die Stadt webt aus Lichtern, Lärm und Leben einen dichten Stoff und verschluckt vieles darin, manches für immer. Drei Figuren ragen verloren aus diesem rauschhaften Stoff heraus; sie zeigen, wie anonym und einsam die Stadt trotz der vielen Menschen sein kann. Auf den ersten Blick ist dieses Photo sicherlich etwa sperrig mit all dem unscharfen Chaos. Ich hoffe aber, daß sich auf den zweiten Blick sowohl der Zauber als auch der Abgrund der Stadt zeigen.

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