Donnerstag, 25. Februar 2016

Jürgen Hohenadel


Über mich:
Durch meinen Fotografie-begeisterten Vater kam ich schon früh zu meiner ersten eigenen Kamera. Es war eine Agfa ISO-RAPID I, die ich heute noch besitze. Da war ich etwa 11 Jahre alt und wurde angewiesen, nicht unbedacht auf den Auslöser zu drücken, sondern mir vorher zu überlegen, was ich da fotografieren möchte. Jede Auslösung kostete damals wirklich Geld. Auch mit meiner ersten Spiegelreflexkamera (Mamiya 528) wurde zunächst einmal anhand eines Kontaktabzugs beurteilt, ob es lohnt, einen größeren Abzug zu entwickeln.
Mit der Digitalisierung in der Fotografie hat der eigene PC das Entwicklungslabor ersetzt. An der digitalen Fotografie fasziniert mich, dass auch nach dem Drücken des Auslösers noch Eingriffs- und Änderungsmöglichkeiten gegeben sind. In der Nachverarbeitung kann das aufgenommene Bild mit einem persönlichen Aspekt versehen werden. Das beginnt zum Beispiel mit einem geänderten Bildausschnitt, Farb- und Kontrast-Korrekturen bis hin zum nachträglichen Schärfen. 
Dennoch versuche ich bereits bei der Aufnahme möglichst nahe an das planerische Ideal heranzukommen, das ich mir (meist) zuvor überlegt habe.
Vorwiegend fotografiere ich mit einer Nikon D7100, wobei ab und zu auch die älteren D90 oder D70 zum Einsatz kommen.

Hier ist eine kleine Auswahl meiner öffentlichen Bilder zu finden.


Bildtitel: Kleiner Planet SV
Thema: Shifted Relations


Das Thema
Meine Güte! Lichtblick-Thema: "shifted relations"....!?!?!
Mal wieder eine große herausfordernde Aufgabe, die uns hier der Spartenleiter Alen auferlegte.
Da war doch was...im April 2013... ja richtig, eine Kunstausstellung im Foyer der SV mit der gleichen Thematik...
"shifted relations" sind das "verschobene Beziehungen"?
Also ein Bild von irgendetwas, das den normalen Verhältnissen nicht entspricht.

Die Idee
Die grundsätzliche Idee war bald mir einer digitalen Darstellungsmethode gefunden, die ich schon lange ausprobieren wollte. Im Internet gibt es viele Anleitungen zum Erstellen eines digitalen "Kleinen Planeten", bzw. eines "little planet".
Voraussetzung ist ein Rundum-, nämlich 360°, Panorama, das dann derart gebogen wird, dass der ursprüngliche Standort des Fotografen zum Mittelpunkt des kleinen Planeten wird.

Die Umsetzung
Um möglichst wenig Arbeit in die Nachverarbeitung der Einzelbilder zu stecken, nimmt man am besten alle Bilder durchgehend im manuellen Modus auf, ohne eine Veränderung der Kameraeinstellungen vorzunehmen.
Damit wird erreicht, dass die Einzelbilder in Sachen Belichtung, Tiefenschärfe und Weißabgleich usw. unter den gleichen Bedingungen aufgenommen werden und damit harmonisch zueinander passen sollen. Für eine saubere Erstellung des Panoramabildes sollten sich die einzelnen Aufnahmen zu etwa 1/4 überlappen.
An einem Wochenende baute ich meine Kamera mit Stativ direkt auf dem geteerten Fußweg vor unserer SV auf. Konkret wurden für diese Aufnahme 21 Einzelbilder verwendet, das Panoramabild mit einer eigenen Software "Panorama Factory" erstellt und das extreme Verbiegen einem Software-Plugin (Flaming Pear "Flexify") überlassen.
Bis ich mit dem Ergebnisbild zufrieden war, bedurfte es einiger zeitintensiver Versuche und mehrerer Tassen Kaffee.

Die Botschaft
Fotografie ist, wie wir alle wissen, überhaupt nicht real.
Sie ist eine Illusion von Realität, mit der wir unsere eigene kleine Welt erschaffen.
Arnold Newman (1918-2006)


Bildtitel: Licht im Blick
Thema: Lichtblick


Das Thema
Das ureigene Thema unserer Fotogruppe: Dieses Mal war der Name gleichzeitig Programm; es war vorauszusehen, dass "Lichtblick" über kurz oder lang thematisch aufgegriffen wird.

Die Idee
Ein überwiegend dunkles oder gar schwarzes Bild, auf dem ein heller "Lichtblick" zu sehen ist. Vielleicht ein heller Vollmond in einer dunklen Nacht ...?
Vielleicht eine brennende Kerze vor einem aufgeschlagenem Buch ...?
Vielleicht doch die Sommersonne im Gegenlicht durch einen aufgespannten Sonnenschirm ...?
Hm, Lichtblick ..., so heißt doch die Lokalität, in der die Lichtblick-Gruppe ihre Jahressauftaktveranstaltung durchführte. Und dieser "Lichtblick-Schriftzug" steht auf dem "Nasenschild" über dem Restauranteingang!
Mal sehen, was sich daraus an einem Abend machen lässt!

Die Umsetzung
Gedacht, getan!
Das Ursprungsbild war in Farbe, bei wenig Licht gemacht. Zudem waren die enormen Helligkeitsunterschiede Herausforderungen, die durch die nachträgliche Bearbeitung aber bewältigt werden konnten.
Ich bin ehrlich: Zu Beginn wusste ich nicht, dass schlussendlich eine sog. ColorKey-Aufnahme das Endprodukt werden würde. (Meine eigene kurze Erklärung für "Colorkey": Das Freistellen von farbigen Bildteilen in einem ansonsten monochromen Bild.)
Für den folgenden Ablauf der Bildnachverarbeitung wurden stets -wie fast immer- die Zwischenschritte separat abgespeichert. Zunächst wurde das gesamte Bild entrauscht, d.h. störende Farbpixel entfernt, danach in Schwarzweiß umgewandelt und mit der Freeware "Foto Sketcher" die Kanten stark betont.
Nachdem ich zufrieden war, diente das entrauschte, noch farbige Bild als Klonquelle für das Werbeschild des Restaurants. Somit wurde der schwarzweiße "Lichtblick"-Leuchtschriftzug nun wieder mit dem farbigen Original überlagert.

Die Botschaft
Welches meiner Fotos mein Lieblingsbild ist? Das Foto, das ich morgen machen werde.
Imogen Cunningham (1883-1976)


Bildtitel: Pusteblume
Thema: losgelöst



Das Thema
Das Thema "losgelöst" mutete zunächst als ein dankbares Thema an. Sicher fällt einem etwas Nettes ein. Aber es soll ja auch nicht ein "Allerweltsbild" werden und wenigstens meinen persönlichen "künstlerischen Ansprüchen" genügen.

Die Idee
Etwas zu fotografieren, das zwar ursprünglich verbunden ist/war, aber sich losgelöst als eigenständiges Element darstellt.

Die Umsetzung
Mal wieder musste mir mein Sohn Stephan bei der Realisierung helfen. Die Utensilien bestanden aus sorgsam gepflückten Löwenzahnstengeln, die bereits ihre Flugschirme ausgebildet hatten, einer Sonnenliege (dazu gleich mehr), meiner Kamera (klar!) und meinem Helfer ;-)
Für das Abbilden von feinen, grazilen Formen, wie sie mir vorschwebten, wäre ein unruhiger Hintergund vom gestalterischen Eindruck nicht sehr förderlich. Hier kam mir an dem Aufnahmetag ein grauer, wolkenbedeckter Himmel gerade recht. Ich legte mich mit meiner Kamera auf die Sonnenliege und mein Sohn hatte die Aufgabe, stehend über mir nach und nach die Löwenzahnfallschirme wegzupusten.
Mehrere einzelne Probeaufnahmen wurden gemacht, um ein Gefühl für die manuelle Entfernungseinstellung, Schärfe, Belichtung und vor allem Verschlusszeit zu bekommen. Danach wurde mit den gewonnenen Erkenntnissen die Kamera auf Serienaufnahme umgeschaltet und auf den Auslöser gedrückt, bevor meinem Helfer im wahrsten Sinne des Wortes "die Puste ausging".
In der Nachverarbeitung wurde das Bild zunächst beschnitten, in Schwarz-Weiß umgewandelt und leicht nachgeschärft.

Die Botschaft
An einem Bild sind immer zwei Leute beteiligt: der Fotograf und der Betrachter.
Ansel Adams (1902 – 1984)


Bildtitel: Lichter der Stadt
Thema: 48°47'35.5"N 9°09'42.7"E



Das Thema
Das Bild hat diesen merkwürdigen Titel bekommen, da das Thema eigentlich auch der Bildtitel ist. Eingeweihte (und die, die es werden wollen) haben bereits während des Lesens dieses Satzes den Bildtitel in Google Maps eingegeben, oder?

Die Idee
Schon im meiner "analogen Zeit" war ich von Bildern begeistert, auf denen einzelne Lichtpunkte wie große unscharfe Kugeln wirken und dem Bild etwas Traumhaftes geben. Der Fachausdruck hierfür heißt "Bokeh".
Für derartige Aufnahmen ist eine "offene Blende", d.h. eine kleine Blendenzahl, Voraussetzung, da die Lichter im Hintergrund der Aufnahme ja verschwommen dargestellt werden sollen. Die Tiefenschärfe, also der Entfernungsbereich, den das Objektiv scharf darstellt, sollte möglichst klein sein.

Die Umsetzung
Nun musste nur noch die passende (neudeutsch) "location" gefunden werden. Fündig wurde ich ... - aber dafür habt ihr ja den Bildtitel ;-)
Lichter gibt es nur in der Dämmerung oder bei Nacht, also war ein abendlicher Ausflug angesagt. In meinem Objektivvorrat habe ich ein Nikkor 50mm mit einer Offenblende f1.8, das mir am geeignetsten für meine Zwecke schien. Schnell packte ich noch ein Stativ, sowie einen Fernauslöser und voll aufgeladene Akkus ein. Nicht vergessen sollte man bei abendlichen Fotoausflügen eine kleine Taschenlampe, um bei wenig oder gar keinem Licht nicht auf Verdacht Einstellungen an der Kamera vornehmen zu müssen ;-)
Leider war es an diesem Abend nicht nur ziemlich kalt, sondern zudem -und das war "schlimmer"- recht windig. Belichtet wurde etwa 1 sec lang, was sich leider im Vordergrund an den teilweise unscharfen kleinen Ästen widerspiegelt. Ich hoffe, dass diese Aufnahme trotzdem gefällt.

Die Botschaft
Der Koch im Restaurant: „Ihre Fotos gefallen mir, Sie haben bestimmt eine gute Kamera!”
Helmut Newton nach dem Essen: „Das Essen war vorzüglich – sie haben bestimmt gute Töpfe!”

Helmut Newton (1920-2004)


Bildtitel: Nebelung
Thema: Herbst



Das Thema
Die dritte Jahreszeit ist für Fotografen recht vielfältig: Sowohl farbenfrohe, warme Naturaufnahmen, als auch graue, triste Stimmungsbilder lassen sich je nach Wetter umsetzen.

Die Idee
... keine! Naja, zumindest nicht für dieses Bild! Geplant war hier gar nichts, das will ich damit ausdrücken. Ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Dieses Bild entstand in der Nähe von Schloss Arenenberg auf der schweizerischen Seite des Bodensees. Trotz der vorangeschrittenen Tageszeit wirkt dieser Schnappschuss so, als wäre er am frühen Morgen aufgenommen. Die wortwörtlich wabernden Nebelschwaden wälzten sich von einem kleinen Hang herunter auf mich zu. Auch wenn das Bild per se "majestätisch" wirkt... in der Realität war es noch weitaus beeindruckender !

Die Umsetzung
Eine Gegenlichtaufnahme wie hier fordert stets den Sensor der Digitalkamera besonders heraus. Es gilt die großen Helligkeitsunterschiede ohne ein Überstrahlen von hellen Partien oder gegenteilig ein sog. Absaufen von dunklen Bereichen zu bewältigen.
Einige Aufnahmen habe ich schwerpunktmäßig auf die dunkleren Bäume und andere ganzheitlich mittenbetont belichtet. Allerdings -und das bereue ich im Nachhinein- habe ich von diesem 5-minütigen Ereignis kein Bild im RAW-Format geschossen. Bei einer RAW-Formataufnahme wäre es unter Umständen im Nachgang möglich, noch mehr filigrane Farb- oder Schwarz-Weiß-Nuancen "rauszukitzeln" als bei einem jpg-Bild.
In der Nachverarbeitung am PC habe ich diese Fotografie auf das Format 4:3 beschnitten und unschöne Details am linken Rand wie quer ins Bild hineinragende Äste wegretuschiert.

Die Botschaft
Ohne Fotografie ist der Moment für immer verloren, so als ob es ihn nie gegeben hätte.
Richard Avedon (1923-2004)

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