Lichtblick! "Kontraste" |
Wir sind erschöpft.
Der Weg erscheint nur auf den ersten Blick einfach: 8 Kilometer am
nassen Sandstrand entlang bei starkem Wind können durchaus
anstrengend sein. Entfernungen täuschen, wo nur der Horizont das
Sichtfeld begrenzt.
Die Springflut hat ihre
Spuren hinterlassen: Wir gingen davon aus, dass wir am Ende eines
Tages am Flutsaum wie gewohnt den direkten Weg – die Innenkurve der
Seehundsbank – zum Ort und damit in die Wärme zurück nehmen
können. Blöd, wenn dann knöchelhoch das Meerwasser auf dem Strand
steht und den Rückweg vervielfacht. Umwege sind unvermeidlich.
Der Märztag neigt sich
dem Ende zu. Konzentriert setzen wir unsere Schritte, die
Wanderschuhe sollten möglichst wenig Salzwasser abbekommen. Unsere
Unterhaltung ist eingeschlafen, ganz im Gegensatz zum Wind.
Unbarmherzig weht er uns ins Gesicht. Erschwert unser Vorankommen. Es
ist kalt. Einmal mehr frage ich mich, warum ich im Urlaub immer die
Kameraausrüstung mit mir herum tragen muss… Außer uns ist niemand
so weit draußen.
Dann wende ich mich um.
Und blicke auf ein Meer. Die Nordsee ist weit weg – vor mir
erstreckt sich ein Ozean aus Licht. Geblendet kann ich keine Farben
erkennen. Nur Glitzer. Golden. Sanft. Unterbrochen und begrenzt von
präzisen Bahnen aus Sand. Unberührt. Das seichte Wasser fließt
beinahe unmerklich – wie ein Teppich aus reflektierender Seide. Im
Windschatten der Funktionsjacke fallen milde Strahlen der tief
stehenden Sonne auf mein Gesicht. Das Brausen des Meeres höre ich
nicht. Ein Gefühl des Friedens und der Stille füllt mich aus.
Manchmal wandert man im
Leben auf Umwegen. Und manchmal eröffnen gerade erst diese eine
andere, strahlendere Sicht auf die Welt.
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