Mittwoch, 17. Oktober 2012

WasvonderSpringflutbleibt. (Leo Schopf)


Lichtblick! "Kontraste"


Wir sind erschöpft. Der Weg erscheint nur auf den ersten Blick einfach: 8 Kilometer am nassen Sandstrand entlang bei starkem Wind können durchaus anstrengend sein. Entfernungen täuschen, wo nur der Horizont das Sichtfeld begrenzt.

Die Springflut hat ihre Spuren hinterlassen: Wir gingen davon aus, dass wir am Ende eines Tages am Flutsaum wie gewohnt den direkten Weg – die Innenkurve der Seehundsbank – zum Ort und damit in die Wärme zurück nehmen können. Blöd, wenn dann knöchelhoch das Meerwasser auf dem Strand steht und den Rückweg vervielfacht. Umwege sind unvermeidlich.

Der Märztag neigt sich dem Ende zu. Konzentriert setzen wir unsere Schritte, die Wanderschuhe sollten möglichst wenig Salzwasser abbekommen. Unsere Unterhaltung ist eingeschlafen, ganz im Gegensatz zum Wind. Unbarmherzig weht er uns ins Gesicht. Erschwert unser Vorankommen. Es ist kalt. Einmal mehr frage ich mich, warum ich im Urlaub immer die Kameraausrüstung mit mir herum tragen muss… Außer uns ist niemand so weit draußen.

Dann wende ich mich um. Und blicke auf ein Meer. Die Nordsee ist weit weg – vor mir erstreckt sich ein Ozean aus Licht. Geblendet kann ich keine Farben erkennen. Nur Glitzer. Golden. Sanft. Unterbrochen und begrenzt von präzisen Bahnen aus Sand. Unberührt. Das seichte Wasser fließt beinahe unmerklich – wie ein Teppich aus reflektierender Seide. Im Windschatten der Funktionsjacke fallen milde Strahlen der tief stehenden Sonne auf mein Gesicht. Das Brausen des Meeres höre ich nicht. Ein Gefühl des Friedens und der Stille füllt mich aus.

Manchmal wandert man im Leben auf Umwegen. Und manchmal eröffnen gerade erst diese eine andere, strahlendere Sicht auf die Welt.


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